Viele Menschen um mich herum denken, ich hätte ein stressiges Leben. Warum denken sie das? Weil sie ihre Welt mit meiner abgleichen. In meiner Welt empfinde ich das, was ich tue, aber gar nicht als Stress. Aber wenn man mein Leben nimmt und es in das Leben eines anderen stecken würde, würde dieser vor Stress vielleicht untergehen.
Warum ist das so?
Jeder Mensch hat eine Bewertung für eine Lebenssituation. Für mich, die wirklich viel macht, aber trotzdem geregelte, selbstbestimmte Arbeitszeiten hat, wäre beispielsweise ein Beruf, in dem ich Schicht arbeiten müsste, der totale Stress. Selbst wenn ich nur 50% von meiner heutigen Arbeitszeit darin arbeiten müsste. Warum? Weil ich nicht mitten in der Nacht aufstehen könnte, um mich dann mittags zum Schlafen hinzulegen und vielleicht am nächsten Tag abends zur Arbeit zu gehen und die ganze Nacht hindurch zu arbeiten. Im schlimmsten Fall sogar für Menschenleben verantwortlich zu sein. Ein Hoch auf alle Ärzte und Krankenschwestern, die dies tun, ich bewundere das sehr. Für Menschen, die das aber ohne Probleme bewältigen können, ist das kein Stress, die würden mich vielleicht sogar nicht mal verstehen, was daran so schlimm sein kann.
Über das Thema Entlohnung möchte ich hier erst gar nicht reden.
Aber wie erkenne ich, ob mich etwas stresst? Ist das nur so dahingesagt, weil ich einfach keine Lust habe, es zu tun oder habe ich sogar schon körperliche Anzeichen, dass mir mein Leben nicht guttut? Jeder hat für das Wort „Stress“ eine andere Bedeutung für sich. Deshalb ist es gar nicht so einfach, wenn zwei oder mehr Menschen über Stress reden. Denn jeder interpretiert für sich anders, wie er etwas erlebt und für sich einordnet.
Und woher kommt das?
Für diese unterschiedliche Empfindung gibt es viele Ursachen. Bereits Erlebtes und eine daraus entstandene Verallgemeinerung, Erlebtes von anderen und man glaubt, dass es bei einem selbst jetzt auch so kommen muss, Kindheitserlebnisse, Erziehungsthemen und vieles mehr.
Hier mal ein Beispiel, das man auch auf andere Bereiche übertragen kann:
Wenn ich als Kind immer gesagt bekommen habe, dass ich sowieso nichts zustande bringe und es erst gar nicht versuchen soll und dann von meinem Chef eine absolut selbständige Arbeitsweise abgefordert wird, kann das großen Stress auslösen. Und vielleicht ist das alles ganz unbewusst und man versteht gar nicht, warum der Job, der doch eigentlich so viel Spaß macht, so arg als stressig empfunden wird.
Und dann ist da noch der Kollege, der absolut andere Erfahrungen in seinem Leben gemacht hat, und der meint, dass man sich nicht so anstellen soll, das wäre doch eine der leichtesten Übungen, das jetzt zu erledigen. Und schon fühlt man sich noch schlechter, noch wertloser, noch gestresster und unter Druck.
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